Neuntklässlerinnen erobern die Bühne – Theaterprojekt zu 50 Jahren Gebietsreform an der GLT

Mit eigenen Ideen auf die Bühne: Schülerinnen aus Jahrgang 9 treten in Warendorf mit selbst entwickeltem Theaterstück auf

Wie fühlt sich Heimat an? Wo verlaufen Grenzen – geografisch, aber auch im eigenen Inneren? Und kann ein Autokennzeichen Identität stiften?

Diesen Fragen sind sechs engagierte Schülerinnen der Gesamtschule Lengerich/Tecklenburg in einem besonderen Theaterprojekt nachgegangen. Anlass war das 50-jährige Jubiläum der kommunalen Gebietsreform im Münsterland – ein Ereignis, das 1975 tiefgreifende Veränderungen in der Region brachte: Gemeinden wurden neu geordnet, Ortsgrenzen verschoben, und selbst scheinbar banale Dinge wie Autokennzeichen verschwanden – darunter auch das damals so vertraute „TE“.

Kreativer Auftakt in Lengerich

Am 6. Februar 2025 war es dann so weit: Im „Darstellen und Gestalten“-Raum stand der erste von zwei Workshoptagen an. Unter der Leitung der erfahrenen Theaterpädagogin, Regisseurin und Schauspielerin Stefanie Bockermann nahmen sechs Schülerinnen aus dem Jahrgang 9 vom Standort Lengerich am Theaterworkshop im Rahmen des Kulturprojekts „Schilderwechsel – 50 Jahre Gebietsreform im Münsterland“ teil.

Gemeinsam näherten sich die Teilnehmerinnen mit Hilfe von Improvisationen, Körperarbeit und Szenenentwicklung zentralen Fragen: Was bedeutet „Zuhause“ für mich? Wo erlebe ich heute Grenzen – in der Gesellschaft, im Miteinander, in mir selbst? Der kreative Prozess stand dabei im Mittelpunkt. Es ging nicht nur darum, ein Stück einzustudieren – sondern auch gemeinsam mit den Schülerinnen eigene Gedanken und Erlebnisse künstlerisch zu reflektieren. Herr do Ó und Frau Langer begleiteten das Projekt stellvertretend für das Fach „Darstellen und Gestalten“ und übernahmen die Koordination.

Von der Idee zum Bühnenauftritt

Aus dem Improvisationsmaterial erstellte Stefanie Bockermann ein Minidrama, das später in ein größeres Bühnenstück eingebunden wurde – gemeinsam mit Gruppen aus Warendorf und Ostbevern. Alle drei Minidramen wurden dann als gemeinsames Theaterstück am 11. Mai 2025 im festlich gefüllten Sophiensaal in Warendorf unter dem Titel „Be-/Ent-/Grenzung: mein Heimatgefühl, mein Schutzschild, meine Freiheit“ aufgeführt. Sie beinhalteten sehr persönliche, emotionale und zugleich gesellschaftlich relevante Aspekte.

Natalia Bugrow, eine der beteiligten Schülerinnen, brachte es in einem Satz auf den Punkt: „Zuhause ist ein Ort, an dem man sich wohlfühlt. Wenn das so ist, merkt man es auch auf der Bühne.“ Und genau das war in Warendorf zu spüren: Mut, Offenheit, Experimentierfreude – und eine starke Stimme für eine junge Generation, die sich Gedanken über ihre Wurzeln, ihre Zukunft und ihre gesellschaftliche Rolle macht.

Theater als Chance zur Persönlichkeitsentwicklung

Für Theaterpädagogin Bockermann war die Zusammenarbeit mit den Jugendlichen auch eine Herzensangelegenheit: „Ich arbeite seit 20 Jahren mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen – aber gerade bei jungen Menschen sehe ich immer wieder, wie sehr sie an solchen Projekten wachsen.“ Und tatsächlich: Die Schülerinnen trauten sich während der Proben und auf der Bühne, Emotionen auszudrücken, Grenzen zu hinterfragen und neue Rollen auszuprobieren.

Kreatives Münsterland – ein Projekt mit Weitblick

Der Workshop in Lengerich war Teil eines größeren münsterlandweiten Kulturprojekts, initiiert vom Kulturbüro Münsterland und gefördert durch den Verein Münsterland e.V. sowie weitere Partner. Unter dem Motto „Schilderwechsel“ fanden im gesamten Münsterland kreative Aktionen zur Gebietsreform statt – vom True-Crime-Podcast im Kreis Borken bis hin zu Trickfilmprojekten und Wanderungen auf historischen Pfaden.

Großes Lob für unsere Theatergruppe

Ein herzliches Dankeschön und großes Kompliment gilt unseren sechs Schülerinnen, die die Gesamtschule Lengerich/Tecklenburg mit Begeisterung, Teamgeist und Kreativität vertreten haben:
Natalia Bugrow, Irem Barutcu, Felicia Turcu, Alexandra Bestvater, Nisa Alci und Victoria Gurov.

Sie haben gezeigt: Theater ist mehr als nur Bühne – es ist ein Ort der Begegnung, des Ausdrucks und des gemeinsamen Wachsens.

 

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